Geschäftsführung freut sich über 3. Standort des ISA
Ilona Heuchel, Geschäftsführerin des Institutes für soziale Arbeit (ISA e. V.), freut sich, dass das neue ISA-Projekt „Netzwerkbüro Bildung Rheinisches Revier“ (Abk.: NBR; gefördert durch das BMBF im Rahmen des „Kompetenzzentrum Bildung im Strukturwandel) ein Büro in Neuss gefunden hat. So hat das ISA e. V. neben Münster und Düsseldorf den 3. Standort am 15. Oktober 2020 eröffnen können. Mit dem Projekt wurde der Bereich „Kommunales Bildungsmanagement“ innerhalb des Instituts weiter ausgebaut. Unter der Prämisse des ISA „Das Kind im Mittelpunkt“ unterstützt der Bereich in verstärkter Form das Ziel, allen Kindern und Jugendlichen Bildungswege in allen Lebensphasen zu ermöglichen. So setzt er an Schnittstellen des Instituts an, die bereichsübergreifend gelten.
Anlässlich der Neueröffnung des Neusser Büros widmet sich Johannes Schnurr, Projektleiter des Netzwerkbüros Bildung Rheinisches Revier, der Frage: „Was hat Bildung mit Strukturwandel zu tun?“
„Was hat Bildung mit Strukturwandel zu tun?“
Von Johannes Schnurr / Projektleitung
Kreise und kreisfreie Städte in NRW, die die Bedeutung einer umfassenden und langfristigen Bildungsplanung für ihre Standortqualität und ihre Sozialstruktur erkannt haben, sind schon seit 2014 Kooperationspartner des ISA. Die beim Institut angesiedelte „Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement“ unterstützt sie beim Aufbau von Strukturen und Arbeitsweisen, mit denen sie ihre kommunale Bildungslandschaften aktiv gestalten. Dass sich Kommunen umfassend um Bildung kümmern hat in NRW Tradition und dies hat unter anderem auch mit dem Strukturwandel zu tun, der gerade die Ruhr-Region schon seit über 30 Jahren prägt.
Standortfaktor Bildung
Denn: große wirtschaftliche Transformationsprozesse wie das Ende der Steinkohleindustrie, die Krise in der Stahlindustrie in den 1980-ger Jahren und aktuell der Stopp der Braunkohleverstromung fordern das Bildungssystem heraus: Berufsausbildung muss sich anpassen, neue Bildungseinrichtungen werden gebraucht als treibende Kräfte für Innovation, Beschäftigung und Ansiedlung von neuen Branchen und Betrieben. Darüber hinaus muss die Attraktivität einer Region für Bürgerinnen und Bürger erhalten bleiben bzw. möglichst noch gesteigert werden, auch wenn Arbeitsplätze in bisher noch nicht einschätzbarem Umfang wegfallen, damit es nicht zu einer Abwanderung der Spitzen- und Fachkräfte kommt, wie wir ihn in einigen Regionen des Ostens nach der Wende gesehen haben. Diese Attraktivität wird neben der Ansiedlung neuer zukunftsfähiger Arbeitsplätze und weiterer Faktoren, wie z. B. gut ausgebautes Nahverkehrssystems, maßgeblich von der Qualität des Bildungsangebotes bestimmt, sowohl in den formalen Settings wie Kita, Schule, Hochschule und Berufsausbildung, als auch im non-formalen Bereich, dort wo es beispielsweise um kulturelle Bildung geht. Immer größer wird hier auch der Stellenwert von „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, also für Bildungsinhalte und Bildungsangebote und ein Bildungsverständnis, das sich an den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen orientiert, die ja letztendlich auch für den aktuellen Strukturwandel im rheinischen Braunkohlerevier leitend sind.
Netzwerkbüro Bildung Rheinisches Revier – 3. Standort des ISA
Vor diesem Hintergrund war es für das ISA naheliegend, sich wegen seiner Verbundenheit mit dem Land NRW und den lokalen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sowie orientiert an den Interessen der nachwachsenden Generation für das Projekt „ Netzwerkbüro Bildung Rheinisches Revier“ zu entscheiden und beim BMBF eine Projektförderung zu beantragen. Von Anfang an war klar, dass das Institut dieses Projekt nur vor Ort umsetzen kann: deshalb wurde jetzt eine neue Außenstelle in Neuss geschaffen. Im neuen „Netzwerkbüro“ arbeiten auf 9 Personalstellen (VZÄ) acht wissenschaftliche Mitarbeiter*innen in Voll- & Teilzeit und mehrere Verwaltungskräfte. Einige der Kolleg*innen sind auch gleichzeitig in der Transferagentur NRW beschäftigt, so wird der Wissenstransfer in beide Richtungen gewährleistet.
Bildungsstrategie im Rheinischen Revier
Die Aufgabe des Netzwerkbüros ist es, gemeinsam mit den Kommunen im Rheinischen Revier eine regionale Bildungsstrategie für den kommenden Strukturwandel zu erarbeiten. Dazu wird das ISA in Zusammenarbeit mit den betroffenen Kommunen zunächst ein Bildungsmonitoring für die Region aufbauen, das die wichtigsten Indikatoren für eine Status-Quo-Analyse des Bildungsgeschehens bereitstellt. Eine besondere Herausforderung besteht darin, die Kommunen, und das sind hier in erster Linie die Städteregion Aachen, der Kreis Heinsberg, Kreis Euskirchen, Rhein-Kreis Neuss, Rhein-Erft-Kreis, Kreis Düren und die kreisfreie Stadt Mönchengladbach, davon zu überzeugen, dass es ein Gewinn für alle sein kann, wenn sie sich als Region auf den Weg machen, die „Bildungslandschaft Rheinisches Revier“ aktiv zu gestalten. Hier bewegt sich das Netzwerkbüro auf Neuland, genau wie die beiden anderen vom BMBF geförderten ähnlich strukturierten Einrichtungen in der Lausitz und im Mitteldeutschland. Immerhin besteht in NRW mit dem Regionalverband Ruhr schon eine überkommunale Struktur, die mit dem „Bildungsbericht Ruhr“ einen entscheidenden Schritt in die Richtung einer regionalen Bildungsplanung gegangen ist. An diesen Erfahrungen will das Netzwerkbüro des ISA anknüpfen und ist in engem Kontakt mit den Verantwortlichen für den Entstehungsprozess des Berichtes.
Ein ganz zentraler Partner des Netzwerkbüros ist die Zukunftsagentur Rheinisches Revier mit Sitz in Jülich. Bei ihr laufen die Fäden des Strukturwandelprozesses derzeit zusammen und mit ihr wird das Netzwerkbüro des ISA alle seine Aktivitäten abstimmen.
Zukunftsperspektiven
Was kann nun das neue Netzwerkbüro in 30 Monaten beitragen zu diesem umfassenden und komplexen Transformationsprozess, der durch das Ende der Braunkohleverstromung angestoßenen wird? Ausgangspunkt ist die Überzeugung und Erfahrung, dass gemeinsame visionäre Entwicklungsziele aufbauend auf einer empirischen Wissensbasis, wie sie ein professionelles Bildungsmonitoring bereitstellen kann, wirkungsvolle Debatten über die Zukunft der Bildung in kommunal verantworteten Netzwerken anstoßen kann. Dazu wird es zu drei Schwerpunktthemen, die mit den Bildungsakteuren noch bestimmt werden, Status-Quo-Berichte erstellen und zu unterschiedlichen Diskussionsforen einladen. Die entstandene Datenbasis wird den Kommunen über die Projektzeit hinaus zur Verfügung stehen.